Bad Nauheim (hms). Am Sonntag haben Tausende Einheimische, Zugezogene und Gäste in der Trinkkuranlage das 40. Internationale Fest gefeiert. Aus einer kleinen deutsch-türkischen Begegnung auf Veranlassung von Diakonieschwester Lily Wegener 1981 ist eine bunte Völkergemeinschaft geworden. 127 Nationalitäten gibt es laut Internationalem Club derzeit in Bad Nauheim, manche nur mit einer Person, andere sind stark vertreten.
Ursula Leichtweiß, Vorsitzende und mit Ali Bulut Hauptorganisatorin des Festes, war anlässlich des Jubiläums beeindruckt, wie viele Mitwirkende immer noch mit Freude dabei sind. Das Ziel sei bis heute das gleiche, nämlich durch Begegnung Vorurteile abzubauen, sagte sie in ihrer Begrüßung. So bekam das Motto der gerade begonnenen Inklusionswoche »Da kann ja jeder kommen« eine auf alle Nationalitäten zutreffende Bedeutung.
Zum Jubiläum konnte Leichtweiß nicht nur die Bad Nauheimer Politprominenz begrüßen, die wie die evangelische Kirche das Fest unterstützt, sondern auch den indonesischen Vizekonsul Toray Morang. Pfarrer i. R. Dr. Ulrich Becke, seit 1982 dabei, übersetzte dessen Wunsch, dass seine indonesischen Landsleute ein gutes Bild abgeben mögen im Miteinander der Kulturen. Mit Liedern aus der Heimat, gespielt auf Angklung-Instrumenten aus Bambus eröffnete die Gruppe Nusantara dann das bunte Fest.
Um mehr voneinander zu erfahren, hatte jeder Verein an seinem Stand ein Plakat mit Informationen über sein Land erstellt. Das letzte Wort hieß Frieden. »Prägen Sie sich das gut ein!«, gab Leichtweiß den gut gelaunten Besucherinnen und Besuchern mit auf den Weg. Nach Grußworten von Stadtverordnetenvorsteher Oliver von Massow und Bürgermeister Klaus Kreß strebten alle den kulinarischen Köstlichkeiten zu.
Etliche Vereine sind von Anfang an oder schon sehr lange dabei, so der türkische Sportverein und die Saz-Gruppe, bei denen Adem Altay sein persönliches 40-jähriges Jubiläum feiern konnte. Stammgäste sind Latina Arena aus Lateinamerika, die griechische Gemeinde Wetterau oder der Deutsch-Irische Verein, der übrigens mit seinem Whiskey-Tasting den Ersten Stadtrat Peter Krank anzog.
Tatarische Tänze, deutsche Küche
Eine Traube Menschen bildetete sich vor dem farbenfrohen eritreischen Stand, um Reisgerichte und Kaffee zu genießen. Vorsitzender Sumon Weldeyhas sagte, es sei selbstverständlich hier mitzumachen, denn seine Leute fühlten sich in der Wetterau wohl. Zum ersten Mal zeigte der Verein Hanim in der Konzertmuschel tatarische Tänze, und die Frauen kredenzten am Stand ihre Spezialitäten. Die Köchevereinigung brachte typisch deutsche Küche auf den Tisch, und mit Tarte und Quiche lockten nach einer Pause wieder die Franzosen.
Auf und vor der Bühne gab es den ganzen Tag Musik, Gesang und Tanz. Die Kinder des Alternativen Tanzclubs Bad Nauheim hatten ihren umjubelten Auftritt, die Philippinen zeigten einen religiösen Fächertanz und ahmten den Flügelschlag des Vogels Tiniklin nach. Lieder aus Russland und kirgisische Komuz-Musik, griechische und lateinamerikanische Tänze sowie das Latein- Percussion-Ensemble der Musikschule Bad Nauheim und das Klarinettentrio Irith Gabrieli boten Open-Air-Stimmung bei angenehmem Sommerwetter.
»Frieden« heißt auf Türkisch »Baris«, ein Wort, das Vorsitzender Hayrettin Bayrak für seinen Türkischen Fußballverein SV 73 Bad Nauheim gerne hört. Der Verein feiert in diesem Jahr 50-jähriges Jubiläum, und er selbst ist in zweiter Generation beim Internationalen Fest wegen der Traditionspflege immer noch gerne dabei. Auf der Suche nach »Frieden« begegnete den Besucherinnen und Besuchern unter anderem das französische »Paix«, »Paz« aus Lateinamerika, «Eiríni« sagt man in Griechenland, auf Philippinisch heißt es »kapayapaan« und auf Tartarisch »Tiniçlq«.
Artikel und Foto: Hanna von Prosch
Quelle: Wetterauer Zeitung vom 05.07.2023
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